MDA Ameo/HTC Advantage

(29.03.2007 00:00 CET)

Leistungsstarke Pocket PCs, MDAs und Handys ohne Vertrag im Preisvergleich.

Es gibt immer wieder Geräte, die bereits im Vorfeld für so viel Diskussionen sorgen, dass man ihr Erscheinen kaum noch erwarten kann. Eines dieser Geräte war der MDA Pro (HTC Universal, imate JasJar), der nachher mit dem wenig liebevollen Namen "Puderdose" eher zum Ladehüter wurde, als dass er seinen Vorschusslorbeeren gerecht werden konnte. Nun war gerüchteweise immer wieder von einem Nachfolger zu lesen, und als T-Mobile den MDA Ameo (HTC Athena) ankündigte, war schnell klar, dass dieser das schwierige Erbe antreten müsse. Allerdings ist das nicht so ganz richtig: Der MDA Pro soll mit dem HTC Omni seinen Nachfolger bekommen, der Athena ist ein vollkommen eigenständiges Gerät. Ob dies allerdings den Erwartungsdruck mindern kann, bleibt abzuwarten.

Der MDA Ameo wird nicht ohne Grund über T-Mobile als Mini-Notebook vermarktet, denn er ist eines der größten Geräte, die mit Windows Mobile 5 laufen. Damit einher geht vor allem die bisher unerreichte Bildschirmdiagonale von 5 Zoll (12,7 cm). Dies fordert natürlich einen Tribut im Hinblick auf die Größe und das Gewicht des Gerätes. Ob das Gesamtpaket schlussendlich überzeugen kann, lesen Sie im folgenden Testbericht:
Urteilt man alleine anhand der technischen Daten, dann ist der Ameo ein absoluter Gewinner: Kein Gerät kann so viel Technik und Funktionalität auf so kleinem Raum kombinieren: ein 624MHz Bulverde-Prozessor, Telefon, GPRS, UMTS mit EDGE und HSDPA, WLAN 802.11b/g, ein VGA-Display (640*480), integrierter SiRF III-GPS-Empfänger, eine 8 GB Festplatte, ein MiniSD-Slot und eine magnetisch zu befestigende QWERTZ-Tastatur lassen die Grenzen zwischen PDA, UMPC und Tablet PC nahezu verschwimmen.

Auch wenn mittlerweile Windows Mobile 6.0 auf dem Markt ist, haben sich HTC als Hersteller und T-Mobile als der vertreibende Netzbetreiber dazu entschlossen, dem Ameo "nur" Windows Mobile 5.0 als Betriebssystem mitzugeben. Während HTC auf dem 3GSM World Congress angekündigt hat, für das eigene Gerät X7500 ein Update anzubieten, steht T-Mobile im Moment noch auf dem Standpunkt, dies für den Ameo nicht zu tun. Hoffnung bleibt dennoch, denn zum einen beweist die HTC-Aussage, dass es machbar ist, zum anderen wird der Druck der potentiellen Käufe bei einem so hochpreisigen Produkt sein übriges tun, um T-Mobile umzustimmen.
Im täglichen Betrieb ist der Ameo ein Quell steter Freude, wenn man sich erst einmal an die folgenden Einschränkungen gewöhnt hat: Telefonieren kann man nur, wenn man das beiliegende Kabel-Headset, ein optionales Bluetooth-Headset oder die integrierte Freisprecheinrichtung benutzt. T-Mobile hat (gottseidank) unterbunden, dass man sich mit dem "Klotz am Ohr" zum Gespött der Leute macht, Telefonieren mit dem Gerät am Ohr geht also nicht.

Dann ist der Ameo alles andere als Hemd- oder Hosentaschentauglich. Selbst ohne Tastatur und Tasche ist er noch so groß, dass er mindestens den Platz einer Jackentasche oder Aktenmappe benötigt.
Hat man diese Einschränkungen (die ich gar nicht als negativ gelten lassen will, denn sie sind dem Käufer vor der Entscheidung für das Gerät hinlänglich bekannt) akzeptiert, dann bleibt fast nur positives übrig:
Das Display ist mit der Auflösung von 640*480 (VGA) schon in der Standardeinstellung absolut hell und scharf. Wer dann einmal die Einstellungen kontrolliert undfeststellt, dass noch mehrere Helligkeitsstufen in Reserve vorhanden sind, der wird zustimmen, dass es vergleichbares in einem PDA bisher noch nicht gegeben hat. Alleine der Wunsch nach mehr kann den Eindruck trüben: Wer den auf dem 3GSM World Congress vorgestellten Toshiba Genio gesehen hat, der bei kleinerer Displaygröße eine Auflösung von 800*400 realisiert, der fragt sich schon ein wenig, ob man dies hier nicht auf hätte umsetzen können. Egal: Das Surfen mit der hohen Auflösung ist ein wahrer Genuss, zumal T-Mobile dem Ameo neben dem im Standard integrierten Pocket Internet Explorer auch noch den Opera Browser für Pocket PCs beigelegt, dieser nutzt die volle Auflösung und macht das Surfen zum Genuss.

Die GSM-Einheit des Ameo funkt Quadband, kann also überall auf der Welt eingesetzt werden. Wer ihn allerdings mit dem Netlock verwendet, der sollte darauf achten, dass er ggf. das Frequenzband manuell umstellen muss... mir so in den USA geschehen, als er partout kein T-Mobile-Netz finden wollte...
Von der Gesprächs-Qualität her ist der Ameo vollkommen in Ordnung. Man muss sich sicherlich daran gewöhnen, immer eine Freisprecheinrichtung dabei zu haben, denn Sprechen mit dem Gerät alleine funktioniert nur über die integrierte Freisprecheinrichtung, die allerdings dann auch keinerlei Privatsphäre lässt und den Umstehenden freien Einblick in das geführte Gespräch gewährt. Ob nun die beiliegende Kabel-FSE genutzt wird oder eine optionale Bluetooth-Freisprecheinrichtung, die Kommunikation ist klar und verständlich. HTC als Hersteller haben sich aber durchaus Gedanken gemacht, wie diese Einschränkung abgemildert werden kann: Die Tastatur des Ameo hat einen Plexiglasteil, der im ersten Moment wie ein optisches Accessoire wirkt. Liest man dazu das Handbuch, dann enthüllt sich ein genialer Gedanke: Der Ameo hat kein zweites Display und macht das Annehmen eines eingehenden Rufes somit eher zum "Blindflug", da man die Nummer des Anrufers nicht erkennen kann, wenn das Gerät in der Tasche ist bzw. die Tastatur als Displayschutz eingesetzt wird. Dafür lässt aber jener Plexiglas-Teil den unteren Teil des Displays sichtbar, und sobald die Tastatur magnetisch befestigt auf dem Display liegt, wird dieser Teil umgeschaltet und bietet ein "Außendisplay" mit Netzstärke, Datenverbindung, eingegangenen Nachrichten, bei Telefonaten Bild und Nummer/Name des Anrufers, etc. Nimmt man die Tastatur ab, dann wird wieder auf das volle Display umgeschaltet.

Apropos "magnetisch": Zubehör und Tastatur nutzen die Magnetflächen bis zum Exzess: Die Tastatur wird in der beiliegenden Tasche nicht durch Klett oder Verstrebungen befestigt, sondern "saugt" sich an die in der Tasche befindliche Metallfläche an. Die Tastatur hat ebenfalls keinen Befestigungs-Kontakt zum Gerät, sondern wird ebenfalls magnetisch befestigt. All dies so fest, dass man keine Angst haben muss, dass sich eines der Teile versehentlich löst.
Sicherstellen sollte man allerdings, dass keine Kreditkarten oder sonstige gegen Magnete "allergische" Gegenstände in die Nähe kommen. Es bleibt zu hoffen, dass dies den Taschenherstellern bekannt ist und diese nicht versuchen, aus alter Gewohnheit Slots für Kreditkarten zu integrieren...
Die Tastatur selbst ist sehr gewöhnungsbedürftig, wenn auch größtenteils in positivem Sinne: Der Tastenabstand ist recht weit, im Gegensatz zu Daumentastaturen ist ein sicheres Tippen nach nicht allzu langer Gewöhnung möglich. Umlaute können durch Drücken der Ursprungstaste (z.B. <a>) und dann <Fn><Space> erreicht werden, auch dies ist Standard und damit nur eine Frage der Gewöhnung. Weniger schön ist das Fehlen eines Druckpunktes. Als jemand, der rein über die Tastatur schreibt und nicht das Display im Auge hat, muss man sehr genau kontrollieren, ob Zeichen überhaupt oder gar doppelt angekommen sind. Dies behindert ein wenig das Schnelltippen, wie man es von einer normalen Tastatur gewöhnt ist, und wird auch nach einer Eingewöhnungsphase nicht signifikant besser.

Mangelnder Speicher gehört im Ameo definitiv der Vergangenheit an. 256 MB ROM und 128MB RAM sind schon doppelt so viel wie bei normalen PDAs, und die 8GB Microdrive, die fest als Speicherkarte integriert ist. Und wem das immer noch nicht reicht, der hat noch die Möglichkeit, über miniSD-Karten weiter aufzurüsten. Ein wenig schade ist es, dass hier der (auf Grund der Größe des Geräts problemlos passende) Standard-SD-Slot keine Verwendung fand, sondern nur die kleinere mini-SD-Variante. So steht man als Anwender moderner mobiler Geräte leider als "Kartograph" da und jongliert mit SD, mini- und microSD-Karten. Meine Empfehlung mittlerweile: nur noch micro-SD-Karten kaufen: Ein Adapter auf die normale SD-Größe liegt diesen im Normalfall bei, und langsam kommen auch Adapter auf miniSD auf den Markt, sodass dieser Kartentyp der flexibelste von allen ist.
Die Nutzung einer zusätzlichen Speicherkarte kann durchaus Sinn machen, aber nicht aus Kapazitätsgründen, sondern aus Gründen der Schnelligkeit. Applikationen, die oft vom Datenträger nachlesen müssen (beispielsweise Navigationssysteme mit den Kartendatenbanken) sind schon manchmal mit der geringeren Lesegeschwindigkeit der Microdrive überfordert: Nutze ich den Ameo beispielsweise mit dem Mobile Navigator 6, dann geht die Kombination aus Lesen der Karten und gleichzeitigem Lesen und wiedergeben einer Sprachanweisung deutlich auf die Darstellungsgeschwindigkeit. Ist die Karte auf einer miniSD-Karte, dann ist das Problem nicht mehr existent.
Kommen wir zurück zum Thema "Durchdachtheit": eine Festplatte in einem mobilen Gerät ist immer mit Vorsicht zu genießen. Da hier wie bei den großen Varianten ein Schreib-/Lesekopf über einen Magnetdatenträger läuft, kann ein Hinfallen des Gerätes (bzw. eine starke Erschütterung) zu mechanischen Beschädigungen führen, besonders ärgerlich, wenn die Festplatte wie beim Ameo fest eingebaut und nicht wechselbar ist.

HTC sind ja in den letzten Monaten immer wieder durch neue Sensoren in den Geräten aufgefallen, und auch beim Ameo ist dies der Fall. Der VUIO ist ein Bewegungssensor, der bei zu starken Bewegungen (wie beispielsweise der Beschleunigung beim Fall) die Festplatte sofort abschaltet und damit einen Headcrash vermeiden hilft.
Damit das Ganze aber nicht nur zum Schutz der Festplatte dient, hat HTC "mal eben" auch die Bedienung des Internet Explorers (bzw. des im Standardlieferumfang befindlichen Opera Browsers) damit aufgewertet: Schaltet man die Funktion ein, dann erscheint in der Titelleiste des Fensters ein kleiner Kreis mit einem Punkt darin. Dieser zeigt die horizontale und vertikale Neigung des Geräts an, die wiederum das Rollen durch eine Internetseite bestimmt. Sobald eine geladene Seite Scrollbalken enthält, also weiterer Content nicht dargestellt werden kann, rollt der Ameo bei der entsprechenden Bewegung in die entsprechende Richtung. Das klingt genial, ist in der Praxis allerdings nur eine bedingte Hilfe: solange die Seite (bzw. Elemente davon) noch geladen wird, funktioniert dies nur sehr zögerlich. Bei mobil optimierten Seiten, die geringen Umfang haben und entsprechend schnell vollständig dargestellt werden, ist es eine willkommene Bereicherung der Ergonomie der Bedienung.

Und dann wäre da noch das GPS: Mittlerweile wird es ja immer beliebter, in die Geräte einen GPS-Empfänger einzubauen und so die Anschaffung von Zubehör zur Navigation überflüssig zu machen. Der Ameo ist hier keine Ausnahme. Ohne zusätzliche Antenne oder sonstige sichtbare Merkmale kann er out of the box (nach Installation einer Navigationssoftware) als Navi verwendet werden. T-Mobile hat allerdings eben keinerlei Zusatzsoftware beigelegt, sodass hier die Anschaffung eines neuen Systems Not tut. Einzige Software, die mit dem GPS etwas zu tun hat, ist das von vielen anderen PDAs bekannte QuickGPS, das alle drei Tage die aktuellen Satelliten aus dem Internet lädt und somit die Suche nach empfangbaren Satelliten nach längerer Nichtbenutzung beschleunigt.
Im Test wurde der Ameo mit dem Mobile Navigator 6 von Navigon betrieben, und die Gesamterfahrung setzt Maßstäbe: Kein Gerät hat ein größeres und schärferes Display, und der MN nutzt dieses durch die VGA-Auflösung optimal aus. Ich habe bisher in keiner Kombination aus Hard- und Software eine solche Detailtiefe in der Anzeige gesehen wir hier. Allerdings sollte man sicherstellen, dass das Kartenmaterial soweit möglich auf einer SD-Karte platziert wird, ansonsten kann es durchaus passieren, dass die Frequenz der Positionsupdates (gerade, wenn parallel gezoomt wird und Anweisungen gesprochen werden, also konkurrierende Zugriffe auf die Platte erfolgen) in den Keller geht. In meiner Erfahrung geht es aber auch von der Microdrive, wenn die 3D-Ansicht ausgeschaltet ist.

Einer der wenigen Schwachpunkte des Ameo ist ohne Frage der Akku. Im Normalbetrieb (bei mir definiert durch eine dauerhafte UMTS-Verbindung zu meinem Exchange-Server, moderates Telefonieren (allerdings eine bestehende Verbindung zu einem Bluetooth-Headset) und häufige Nutzung der PIM-Funktionen inkl. Email hält der Akku einen guten Arbeitstag. Nach mehreren Ladezyklen zieht sich die erste Akkuwarnung dann in den Abend hinein, aber ohne ein Ladegerät würde ich mit unruhigem Gefühl morgens aus dem Hause gehen. Natürlich spielen viele Faktoren dabei eine Rolle, WLAN-Einsatz ist wie immer extrem belastend für den Akku, der Einsatz mit UMTS stärker als der unter GPRS, die Benutzung von Programmen, die auf die Microdrive zugreifen, verkürzt die Lebensdauer ebenfalls, etc. Auf der anderen Seite ist der Ameo sicherlich sowieso eher ein "portables stationäres" Gerät, das mitgenommen wird, aber meist in einem Büro oder Zimmer eingesetzt wird, wo es Strom tanken kann.

Preis:

EUR 899,- ohne Vertrag, zu unterschiedlichen Preisen mit Vertrag bei T-Mobile

Fazit:

Zur Gesamtbewertung eine Anmerkung vorab. Natürlich ist der Ameo ein Riesengerät (im Vergleich zum Gros der PDAs), er ist schwer und nicht hemdtaschentauglich. Allerdings ist jedem, der sich für dieses Gerät interessiert, diese Tatsache bewusst, der Ameo ist kein Mitnahme-/Lifestyleprodukt, das "blind" gekauft wird. Aus diesem Grunde ärgern mich viele der "offiziellen Testberichte" (wie beispielsweise in der connect), die die Masse als Grund für eine schlechte Bewertung nehmen.
Für mich sind diese bereits akzeptiert, wenn die Kaufentscheidung getroffen wurde, und damit gehen rein die Erfahrungswerte mit dem Gerät an sich in meine Bewertung ein.... und diese ist durchweg positiv. Es gibt kein Gerät, das so viele Features hat, von der Kommunikativität (GSM, UMTS/HSDPA, GPRS, Bluetooth, WLAN 802.11b/g, GPS) über die äusseren Werte (5 Zoll VGA-Display, Tastatur, 3 Megapixel-Kamera) bis hin zum Speicher (256MB ROM, 128MB RAM, 8GB Festplatte plus miniSD-Slot). Durch die Tatsache, dass all diese Features nahtlos und ohne Probleme ineinander greifen und zusammenarbeiten, ist der Ameo ein feines Stück Technik mit einem hohen Nutzwert. Vergleicht man seinen Preis (EUR 899,- ohne Vertrag) mit dem auch nur annähernd vergleichbarer PDAs, dann ist die Differenz sichtbar, aber mit massiv Features gerechtfertigt (beispielsweise zum iPAQ hx4700 durch die komplette GSM/Dateneinheit, GPS, Festplatte und Kamera). Der Ameo platziert sich wissentlich genau zwischen die PDAs und die UMPCs und findet dort aus meiner Sicht einen freien Platz. Nichts desto Trotz. Wer sich den Ameo zulegen möchte, sollte sich bei allem Wissen um seine Grösse den Umweg zum nächsten Händler gönnen und das Gerät einmal tatsächlich live in der Hand halten, um eventuelle Fehleinschätzungen/Enttäuschungen zu vermeiden.

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